Herbstsynode Evangelischer Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg: Alles wird auf Zukunft ausgerichtet
Am 18. November tagten die Delegierten aus dem Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg in Beelitz. Angesichts der aktuellen und kaum enden wollenden Krisen in der Welt, schwindender Mitgliedszahlen der Kirche und daraus resultierenden Veränderungen für die Kirchengemeinden vor Ort, stellten sich die Synodalen den Herausforderungen dieser Zeit. Unter Federführung von Präses Stefan Köhler-Apel verabschiedeten sie den Doppelhaushalt 2024/25, informierten sich über den aktuellen Stand des Kirchenkreiszentrums und der Klimaschutzabgabe. Sie diskutierten über die Vorschläge der Strukturkommission und wählten mit großer Mehrheit Pfarrerin Susanne Graap zur stellvertretenden Superintendentin.
In seinem Bericht griff Superintendent Siegfried-Thomas Wisch die Herausforderungen von Kirche und Gesellschaft auf. Krisen und Kriege bestimmen die Schlagzeilen der Medien. Die Kirche bleibt davon nicht verschont. Der Transformationsprozess schreitet voran „Kirche, wie wir sie bisher kennen, wird es nicht mehr geben und wir wissen noch nicht, was dann kommt“. Laut Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung wird der Mitgliederverlust rasanter vonstattengehen, als prognostiziert. Diese Realität muss nüchtern, sachlich und klar wahrgenommen werden, um dann Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Die Frage stellt sich: Wie kann Glaube seine Kraft angesichts des Individualismus im 3. Jahrtausend entfalten, ohne beliebig oder fundamental zu werden? „Dafür müssen wir alle Aktivitäten, auch die uns so liebgeworden und vertraut sind, auf den Prüfstand stellen und uns auf unsere Kraftquellen besinnen“. Der Kirchenkreis hat sich in Bewegung gesetzt: Austausch über den Ist-Zustand in den Kirchengemeinden, voneinander und miteinander lernen, Zusammenlegung von Gemeinden oder Tauffeste feiern am Wasser. Trotz der düsteren Prognosen geht die Hoffnung mit, dass nach jeder Nacht ein neuer Morgen folgt und Gott zu seinem Versprechen hält. „Solange die Erde steht, es soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frist und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht“ (Gen 8,22). „Nur gemeinsam sind wir Kirche im Evangelischen Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg“, schließt der Superintendent seinen Bericht.
Um den Kirchenkreis für die Zukunft auf ein stabiles Fundament zu stellen, berichtet die vom Kreiskirchenrat beauftragte AG Struktur über den aktuellen Stand. Pfarrerin Dr. Christiane Moldenhauer und Prof. Dr. Thomas Götze führten gekonnt und kenntnisreich in den bisherigen Stand ein. Der Gemeindefusionsprozess ist nahezu abgeschlossen. Ab 2024 wird sich die Anzahl der Kirchengemeinden von 90 auf 30 verringern. Durch Synergien in der Verwaltungsarbeit soll mehr Zeit für das Gemeindeleben bleiben. Mit dem Einrichten von Pastoralen Räumen soll die Zusammenarbeit untereinander gestärkt werden und die Versorgung trotz rückgängiger Ressourcen gewährleistet bleiben. Wie ein Sollstellenplan in Zukunft aussehen kann und wie und wo die Pfarrstellen in Zukunft zugeordnet werden könnten, wurde detailliert und anschaulich vorgestellt. In kleinen Tischgruppen wurden die Vorschläge der AG Struktur diskutiert. Die Frage nach der Bedeutung von Gemeinde vor Ort führte zu einem anregenden Austausch. „Wo findet dann Gemeinde zukünftig statt? Kann Gemeindeleben in einem Pastoralen Raum überhaupt erfahrbar sein? Sind diese Bezugsgrößen nicht viel zu groß?“, fragten sich die Synodalen. Abschließende Entscheidungen wurden nicht getroffen. Zu einem Zoomaustausch über die Pastoralen Räume wird am 24. Januar 2024 eingeladen.
Mit dem Kirchenkreiszentrum in Lehnin wird ein weiterer Meilenstein für die Zukunft realisiert. Am 3. November 2023 fand das Richtfest statt. Der Innenausbau soll bis Ende des Sommers 2024 fertig sein. Stand heute konnten die Baukosten trotz steigender Preise eingehalten werden und die Umsetzung verläuft nach Plan. Das Kirchenkreiszentrum wird die Zusammenarbeit im Kirchenkreis stärken und eine Möglichkeit für alle Gemeinden sein, dort auch eigene Veranstaltungen durchzuführen. Mit zeitgemäßen Büroräumen für die Mitarbeitenden und Tagungsräumen für Synode und diverse Veranstaltungen setzt der Evangelische Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg, allen Widrigkeiten zum Trotz, ein Zeichen der Hoffnung und des Aufbruchs.
Finanzen Matthias Reichelt, Vorsitzender der AG Haushalt und Finanzen, erläutert die finanzielle Situation des EKMB, die auf soliden Füßen steht. Doppelhaushalt und Stellenplan wurden den Synodalen zur Abstimmung vorgelegt. Die Synode bestätigt den vorgelegten Doppelhaushalt 24/25 mit einem Volumen von rund 6.800.000 € jährlich und stimmt dem angepassten Stellenplan zu.
Die von der Synode der Landeskirche beschlossene Klimaschutzabgabe für CO2-Belastungen durch kirchliche Gebäude der Gemeinden beläuft sich für das Jahr 2023 auf rund 60.000 €. Für die Jahre 2023 und 2024 werden die Kosten vom Kirchenkreis übernommen. Die Abgabe wird ab 2025 von den Gemeinden selbst zu entrichten sein. Zur nächsten Synode wird eine Übersicht der Belastungen des Jahres 2023 für die einzelnen Gemeinden erstellt. Ein von Präses Köhler-Apel geleiteter Arbeitskreis erarbeitet einen Vorschlag - ähnlich dem Länder-Finanz-Ausgleich – für einen solidarischen Ausgleich zwischen finanzstarken und finanzschwachen Gemeinden zur Entrichtung der Abgabe. Dieser Vorschlag soll dann im November 2024 der Synode zur Abstimmung vorliegen.
Pfarrerin Susanne Graap wurde mit überragender Mehrheit in das Amt der Stellvertretenden Superintendentin gewählt. Seit dem Ausscheiden des stellvertretenden Superintendenten Matthias Stephan war die mit 25% Dienstumfang veranschlagte Stelle vakant. In einem längeren Prozess und unter Abwägen verschiedener Optionen schlug der Superintendent (Vorschlagsrecht) der Synode vor, Susanne Graap mit einem Stellenumfang von 50% in dieses Amt zu wählen. Mit 50% Stellenumfang bleibt sie Pfarrerin am Dom in Brandenburg an der Havel.
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