Neue Brutflöße für die Flussseeschwalbe - Artenschutz im Landkreis Potsdam-Mittelmark
Zum Brutbeginn hat die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg auf ihrer Stiftungsfläche auf dem Strengsee im Naturschutzgebiet Rietzer See nördlich von Kloster Lehnin zwei neue Brutflöße für Flussseeschwalben ausgebracht. Diese Nisthilfen dienen den bundesweit in ihrem Bestand stark gefährdeten Vögeln als Ersatzbrutplätze. Die zwei mal drei Meter großen Flöße liegen mehr als 130 Meter vom Ufer entfernt - als Schutz vor Marder und Waschbär - und sind für die Küken mit Unterschlupfmöglichkeiten als Deckung vor Greifvögeln ausgestattet. Unterstützt wurde die Stiftung von Ehrenamtlichen vor Ort.
Die Flussseeschwalbe ist ein typischer Vogel der Flussauen und der Küsten und wird in der aktuellen Roten Liste der Brutvögel Deutschlands als stark gefährdet eingestuft. Natürlicherweise nisten die Vögel auf den Sand-, Kies- und Schotterbänken der großen Flüsse und Ströme. Durch umfangreiche Flussregulierungen sind diese angestammten Brutplätze jedoch verloren gegangen: Es gibt in Deutschland nur noch wenige sogenannte Naturbruten im Binnenland.
Mit künstlichen Nisthilfen wie auf dem Streng kann man den seltenen Vögeln helfen. „Sie bieten einen guten Ersatz. Ihr Einsatz muss aber genau geplant sein und die Brutflöße selbst zuverlässig betreut werden“, sagt Roswitha Deichsel, die für die Stiftung die Artenschutzmaßnahme umsetzt. Eine wichtige Rolle spielt vor allem der Schutz vor Raubsäugern wie Marder und Waschbär, weshalb die Brutflöße mit großem Abstand zum Ufer befestigt wurden. „Entscheidend ist auch der richtige Zeitpunkt. Sind wir zu früh, kommen andere Vogelarten der Flussseeschwalbe zuvor und besetzen die Brutplätze", so Roswitha Deichsel weiter. Auf dem Strengsee waren daher bis Anfang Mai Netze über die Brutflöße gespannt, um Lachmöwen fernzuhalten.
Der Streng liegt im Naturschutzgebiet Rietzer See und ist als Überflutungsfläche relativ flach. Boote können dort nicht fahren. Für die Flussseeschwalben ist dies von Vorteil, denn die Vögel reagieren sehr sensibel auf Störungen. „Da die Seeschwalben in den vergangenen Jahren die Brutflöße auf dem Pritzerber See im Naturpark Westhavelland sehr gut angenommen haben, hoffen wir auch hier auf Bruterfolg. Die ersten Vögel haben die Flöße auf dem Strengsee bereits inspiziert“, ist Roswitha Deichsel zuversichtlich. Ein Junges ist bei den Flussseeschwalben pro Brutpaar zur Vermehrung und zum Erhalt des Bestandes ausreichend.
Im Land Brandenburg nimmt die Anzahl der Flussseeschwalben nicht zuletzt durch ein hohes ehrenamtliches Engagement beim Artenschutz aktuell erfreulicherweise wieder zu. Auch die Brutflöße auf dem Strengsee wurden mit vereinten Kräften realisiert: Die Landesnaturschutzstiftung wurde unterstützt vom NABU-Regionalverband Brandenburg/Havel e.V. und dem Trechwitzer Anglerverein. Die Stahlrohre, an denen die Flöße befestigt sind, stellte ein Schmied aus Trechwitz zur Verfügung. Der Kies, mit denen die Brutflöße befüllt sind, kam von der Kiesgrube Damsdorf. Schon in der Vorbereitung unterstützte der örtliche Jagdpächter diese Artenschutzmaßnahme: Er hatte die tonnenschweren Flöße bis zum Ufer des Strengsees transportiert und ins Wasser gelassen. Finanziert wurde die beiden Brutflöße, die rund 13.700 Euro gekostet haben, aus dem Stiftungskapital.
Das Gebiet ist besonders wegen seines Vogelreichtums von herausragender Bedeutung. Der Strengsee ist ein nahrungsreiches Flachgewässer mit Unterwasservegetation, Röhrichten und kleinen Schlickflächen bei niedrigem Wasserstand. Hier findet sich eine der größten Kolonien des Schwarzhalstauchers in Deutschland. Der Streng ist ein wichtiger Rastplatz für zahlreiche Entenarten, Möwen, Seeschwalben, Rothalstaucher. Im Frühjahr und Herbst rasten hier Saat- und Blassgänsen und bis zu 4.000 Kraniche. Regelmäßig zu sehen sind Eisvogel, See- und Fischadler. Vom Aussichtsturm am Streng lässt sich diese beeindruckende Vogelwelt beobachten, ohne die Tiere zu stören. Entlang der ausgedehnten Schilfgebiete, Feuchtwiesen und Äcker führt außerdem ein neun Kilometer langer Rundweg.
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