Rochowsche Renaissancebaus Reckahn wird an Stiftung übergeben
Der seit Mitte 2017 umfassend sanierte, umgebaute und um einen Anbau erweiterte Renaissancebau Reckahn in der Reckahner Dorfstraße wurde heute von Bürgermeister Uwe Brückner an den künftigen Betreiber, die Stiftung „Der Kinderfreund“ übergeben, die an Rochows Vermächtnis angeknüpft: mit Liebe und Verständnis Wissen zu vermitteln.
Realisiert wurde das Vorhaben in zwei Bauabschnitten. Zunächst wurde der Altbau, dessen älteste Teile aus dem Jahr 1605 stammen und der vor Beginn der Sanierungsarbeiten nur noch eine Ruine war, restauriert. Danach wurde ein Neubau ans historische Gebäude angebaut. Derzeit noch in der Umsetzung ist die Neugestaltung der Außenanlagen.
Es handelt sich bei der Baumaßnahme um ein Leuchtturm-Projekt zur Rettung eines denkmalgeschützten Hauses, das jetzt als „Jugend-, Kultur-, Gemeinde- und Kongresszentrum“ im ländlichen Raum genutzt wird. Im 18. Jahrhundert haben hier u.a. Gäste der Adelsfamilie von Rochow übernachtet.
Das Bauvorhaben wurde durch das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur finanziell gefördert (1,12 Mio. Euro). Weitere Zuwendungen kamen vom Landkreis Potsdam-Mittelmark, z. B. aus der „Projektförderung für Ausstattung und Einrichtung“, „Projektförderung zur Sicherung der Gesamtfinanzierung“, „Archäologische Dokumentation im Bereich des geschützten Bodendenkmals“ sowie aus dem Kreisentwicklungsbudget. Das „Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung“ bezuschusste den eingeschossigen gläsernen Anbau mit 282.406 Euro.
Die Gesamtkosten betragen ca. 3,8 Mio. Euro. „Die Sanierung war für unsere Gemeinde ein großer Kraftakt und hat allen Beteiligten viel abverlangt. Wer den lange leerstehenden Bau vorher gesehen hat, weiß, warum der Sanierungsaufwand so hoch ist. Zwischenzeitlich mussten wir aus archäologischen Gründen umplanen und eine Unterkellerung für die Unterbringung der Technik verwerfen. Mit der jetzigen Sanierung konnten wir den Verfall abwenden und dieses wertvolle Denkmal für die Nachwelt sichern. Als kulturelles und bildungspolitisches Zentrum für die Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus“, sagt Bürgermeister Uwe Brückner. Es sei eine große Herausforderung, unterschiedliche Nutzungen unter ein Dach zu bringen: u. a. mit Seminarräumen für wissenschaftliche Konferenzen, einem Café, Jugendclub, 23 Übernachtungsräumen und einem Foyer für Feiern und feierliche Anlässe. Inzwischen gibt es bereits viele Anfragen für Feiern. Zwei Zimmer sind behindertengerecht mit großem Bad ausgestattet und über den Fahrstuhl erreichbar.
Die archäologischen Erkenntnisse, die sich aus dem Bauvorhaben ergaben, sind wichtig für die Reckahner Geschichtsschreibung. Demnach soll ein Vorgängerbau aus dem 15. Jahrhundert von einem Wassergraben umgeben gewesen sein.
Der Ideengeber, Motor des Vorhabens und Chef der Stiftung „Der Kinderfreund“, Prof. Hanno Schmitt, hat mehr als 15 Jahre für die Verwirklichung seiner im Herrenhaus umgesetzten Vision gekämpft und dafür mehr als 100 Baubesprechungen auf sich genommen. Für sein Lebenswerk wurde Prof. Schmitt heute von Brandenburgs Kultusministerin Dr. Manja Schüle mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Der Vorschlag dazu war vom Ministerpräsidenten Dr. Dietmar Woidke gekommen. Schüle bezeichnete Prof. Schmitt als treibende Kraft für die Entwicklung des barocken Reckahner Bauensembles und als international beachteter bildungspolitischer Aufklärer im Sinne der Rochows. Die Reckahner Einrichtungen machten Bildung für alle erlebbar und förderten die Wissenschaft. Eine aktuelle Wanderausstellung dokumentiere dies eindrucksvoll.
Architekt Egon Behrens resümierte, aus einer abbruchreifen Ruine sei eine Vision geworden. Ein vortrefflicher Ort, wo man sich treffen, diskutieren und weiterbilden kann. In Reckahn sei etwas richtig Gutes entstanden, ist er überzeugt.
Vize-Landrat Christian Stein lobte die gute Zusammenarbeit der Stiftung mit verschiedenen deutschen Universitäten und räumte ein, dass der Landkreis mehrmals an der finanziellen Durchführbarkeit des Vorhabens gezweifelt habe.
Schirmherr und Ex-Bildungsminister Günter Baaske sagte, das Land brauche ständig neue pädagogischen Ansätze, die den Kindern Spaß beim Lernen bereiten.
Tabea Gutschmidt, die im Namen der Bundestagsabgeordneten Dr. Dietlind Tiemann sprach, resümierte, Reckahn zeige, dass die richtigen Fachleute in relativ kurzer Zeit etwas bauen könnten. Der Erhalt denkmalgeschützter Gebäude stelle vor allem Kommunen vor großen Herausforderungen. Jede historische Baustelle berge viele Überraschungen. Der Bund fördere 2020 den Erhalt von Baudenkmälern mit 66 Mio. Euro und arbeite hier Hand in Hand mit dem Land und den Kommunen zusammen – insbesondere wenn es zur Stärkung des ländlichen Raumes beitrage. Im hiesigen Wahlkreis 60 seien dieses Jahr gut 700.000 Euro in Denkmalschutzprojekte geflossen.
Der Renaissancebau, der eine Nutzfläche von ca. 900 Quadratmeter aufweist, komplettiert das historische Ensemble mit Schulmuseum Reckahn, Schloß Reckahn und Schloßpark. Das Gebäude ist nicht nur eine Begegnungsstätte für die Region, sondern künftig auch internationaler Tagungsort. Als Andenken an den historischen Tag für Reckahn durften die etwa 100 Gäste neben vieler neuer Eindrücke und Erkenntnisse einen nach historischen Rezept gebackenen Feldzwieback mitnehmen, wie er in der Zeit des Bildungsreformers Friedrich Eberhard von Rochow (1734-1805) als Wegzerrung auf Reisen mitgenommen wurde.
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