Aus der historischen Vergangenheit von Kloster Lehnin - 250 Jahre Lehniner „Kloster-Kaffee“
Hätte das der alte Gottlieb Gölke geahnt, dass seine Bäckerei im nächsten Jahr 250 Jahre alt wird? Wohl kaum; aber die Bäckerei gibt es noch heute, natürlich viel schöner und moderner, eben ein Schmückstück mitten in Lehnin. So können wir im nächsten Jahr ein schönes rundes Jubiläum feiern und das ist Grund genug, darauf die Gläser zu erheben und anzustoßen.
Das „Kloster-Kaffee“ in Lehnin ist das älteste noch bewirtschaftete Kaffeehaus am Platze. Es ist seit 1767 bis zur Gegenwart in Familienbesitz. Es steht in zentraler Lage am heutigen Marktplatz direkt am Eingang zum Klosterkirchplatz und zum Zisterzienserkloster St. Marien. Unverwechselbar ist der goldene Schriftzug auf dem Dach des Kaffeehauses, das seit 1905 jeder Lehniner und Ausflügler schon von weitem erblicken kann. Bäckermeister Gottlieb Gölke war der Gründer und Erbauer der Klosterbäckerei. Die herrliche Lage Lehnins und natürlich das Zisterzienserkloster lockte schon vor Jahren sehr viele Besucher an. Das erkannte auch der Sohn Karl Gölke und baute schließlich 1797 die Kloster-Bäckerei-Konditorei und Cafè mit erstmals überdachter Terrasse aus. Diese bot damals ca. 100 Gästen Platz. Einige Lehniner können sich bestimmt noch an die schöne Terrasse im Außenbereich erinnern. Zum Hause gehörte auch eine eigene Ausspannung; so konnten sich Pferde und Kutscher gemütlich ausruhen. 1847 übergab Karl Gölke die Leitung des Hauses an Gustav Gölke Senior. Dessen Sohn Gustav Gölke Junior war es, der an die bereits bestehende Immobilie im Jahr 1905 noch das „Cafè-Haus“ anbaute und das Dach mit dem goldenen Schriftzug versah. 1909 wurde die Bäckerei neu gebaut, und es kam erstmals ein Dampfbackofen der Firma „Werner & Pfleiderer“ zum Einsatz. Im Jahre 1912 übernahm Gustav Gölke Junior die Leitung. Die Bäckerei erlangte damals schon einen sehr guten Ruf. Durch neue Kreationen versuchte er neue Kunden zu gewinnen. Noch heute ist das „Kloster-Brot“ zu bekommen. Gustav Gölke verstarb leider viel zu früh im Januar 1929. Er hinterließ zwei Töchter, die leider keinen Bäcker in die Familie brachten. So führte die Frau Gölke mit Meister Wilhelm Oestereich den Betrieb weiter. Nach kurzer Zeit verließ Oestereich die Bäckerei und machte sich selbständig. Das Unternehmen wurde an Otto Sauerzweig als Hauptpächter verpachtet. Dessen Nachfolger H. Tronnier, der auch noch ein enger Verwandter Sauerzweigs war, übernahm die Geschäfte, bis er 1944 in die Wehrmacht eingezogen wurde. Von 1944-48 wurde die Bäckerei an einen Berliner Bäckermeister namens Bliesat verpachtet. Er kam als Flüchtling nach Lehnin, weil seine Bäckerei zerbombt wurde. Ab 1948 übernahm Tronnier wieder die Geschäfte. Bäckermeister Jakobi war der letzte Pächter bis schließlich 1961 der frisch gebackene Meister Klaus Fiedler die Bäckerei-Konditorei übernahm und die Familie von nun an wieder das Sagen hatte.
Das „Kloster-Kaffee“ wurde 1944 geschlossen und ab 1949 zweckentfremdet an die staatliche DDR - Handelsorganisation verpachtet. Viele werden sich noch daran erinnern, dass dann im einstigen „Kaffee“ ein Textilwarengeschäft eingerichtet wurde. Erst der Niedergang der DDR brachte der Familie Fiedler das „Kaffee“ zurück.
Gegenwärtig wird die Bäckerei in sechster Generation geführt. In der Bäckerei und Konditorei erwartet Sie ein reichhaltiges Angebot an Backwaren aller Art. Empfehlenswert ist neben Brot und Brötchen auch die Hausspezialität, das „Klosterbrot“ nach eigener Rezeptur.
Zum Jubiläum im nächsten Jahr erscheint extra ein Themenkalender mit historischen Postkarten über das Kloster-Kaffee. Erhältlich ist der Kalender im Weinladen in der Friedensstraße und in der Touristinformation am Markgrafenplatz. Sicherlich gibt es auch im „Jubiläumshaus“ noch die eine ohne andere Überraschung.
Peter Werner
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