11. April 1984 - Feuer im „Rat der Gemeinde“ Lehnin
Vor nunmehr 31 Jahren wurde das ehemalige Lehniner „Rathaus“ Opfer eines Brandes.
Das Haus, in dem der Rat der Gemeinde sein Domizil hatte, befindet sich in der Bahnhofstraße 7.
Hier hatte der damalige Bürgermeister Wolfgang Wirth sein Büro, aber auch die Bauabteilung, die Abteilung Finanzen und alle, die den Ort zu dieser Zeit „regierten“.
Am 11. April 1984 früh gegen 2.00 Uhr haben die Sirenen nicht nur die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr aus dem Schlaf geholt, sondern auch fast alle Einwohner geweckt. Da dachte noch niemand daran, dass das Gemeindegebäude in Flammen stehen könnte.
Leider wurde das alsbald zur Wirklichkeit. Die Feuerwehr tat ihr Bestes; der entstandene Schaden war jedoch erheblich. Was die Flammen nicht vernichteten, beschädigte das Löschwasser.
Die eindeutige Feststellung lautete: Brandstiftung.
Nun begannen die intensiven Ermittlungen der Kriminalpolizei. Es dauerte keine zwei Tage und die fünfköpfige Bande war gefasst. Einige waren der Polizei bereits bekannt.
Nach eigenen Aussagen suchten sie nach Geld. Ein ehemaliger Gemeindearbeiter, der sich im Betriebsablauf und in den Räumlichkeiten der Gemeindebüros auskannte, gab seinen Komplizen den Tipp, dass an diesem Tag im Tresor der Finanzabteilung bereits die auszuzahlenden Lohngelder liegen müssten. Schon wurde der Plan zum Einbruch bei den damals nicht sehr regelmäßig arbeitenden vier Männern und einer Frau geschmiedet. Durch ein aufgehebeltes Toilettenfenster stiegen sie in das Gebäude ein und begannen mit der Suche. Der betagte, aber stabile Tresor hielt allen Öffnungsversuchen stand. So mussten sich die Einbrecher mit ca. 800 DDR-Mark begnügen, die sie in Bürokassen fanden.
Um alle Spuren zu verwischen, steckten sie schließlich den Papierkorb einer Mitarbeiterin der Finanzabteilung im ersten Obergeschoss in Brand und verschwanden.
Der Nachtwache des in Sichtweite liegenden Lehniner Krankenhauses ist es zu verdanken, dass nicht noch Schlimmeres geschah. Dank ihrer Aufmerksamkeit und schneller Alarmierung der Feuerwehr blieb der Brand zumindest auf dieses Gebäude begrenzt.
Die Brandstiftung wurde anfangs politisch ausgelegt, denn im Haus waren schon die Unterlagen für die bevorstehende Gemeindewahl eingelagert. Ein Kriminalbeamter wies die Feuerwehrleute an, unbedingt diese Wahlunterlagen zu retten. Das viel Wertvollere befand sich jedoch auf dem Dachboden, so die historischen Unterlagen von Lehnin und das Gemeindearchiv, dem kaum die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Vieles ist unwiederbringlich verloren. Mit dabei waren u.a. die Jahresbände der „Lehniner Zeitung“. Zu retten wäre Einiges gewesen, doch niemand machte sich die Mühe, das noch Brauchbare
auszusortieren. So kam die Anweisung, alle Unterlagen, die angekokelt oder vom Löschwasser nass waren, ins nahe gelegene Schulheizhaus zur Verbrennung zu bringen, was auch geschah. Noch heute kann diese Anordnung niemand begreifen. Für Lehnin sind Unterlagen, die Licht in die Geschichte des Ortes bringen konnten, für immer verloren gegangen.
Die Gemeindemitarbeiter mussten für fast ein Jahr in Räume der ortsansässigen Schulen ausweichen, ehe im Juni 1985 das neue Gemeindegebäude in der Friedensstraße bezogen werden konnte.
Das alte Gebäude in der Bahnhofstraße wurde nach einiger Zeit saniert und für Wohnzwecke hergerichtet.
Der Hauptangeklagte erhielt für seine Tat eine Gefängnisstrafe von 6 Jahren und 9 Monaten.
gez. Jürgen Back
Ortschronist
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