Expertenkonferenz im Rochow-Museum Reckahn zum Thema - Kinderrechte in pädagogischen Beziehungen -
Die Konferenz zum Thema: „Kinderrechte in pädagogischen Beziehungen“ fand mit 60 Expertinnen und Experten aus allen Bereichen des Bildungswesens am 23. und 24. Oktober 2015 im Rochow-Museum in Reckahn statt. Während der beiden Tage wurden Bausteine für ein Manifest zur Ethik pädagogischer Beziehungen entworfen. In den kommenden Monaten soll das Manifest weiterentwickelt und in allen pädagogischen Arbeitsfeldern bekannt gemacht werden. Die Konferenz steht in der Tradition der in der Reckahner Musterschule schon vor mehr als 200 Jahren praktizierten „philanthropischen“, das heißt „menschenfreundlichen“ Pädagogik.
Ziel der in Reckahn kooperierenden pädagogischen Expertinnen und Experten aus vielen Bundesländern und aus der Schweiz ist die Stärkung von Anerkennung und die Verminderung verletzender Handlungsweisen in pädagogischen Beziehungen. Eine solche Initiative wird aus folgendem Grund für notwendig gehalten: In den letzten Jahren wurden zwar körperliche und sexualisierte Gewalt in pädagogischen Einrichtungen mit ihren schädlichen Folgen öffentlich bewusst gemacht und geächtet, aber seelische Gewalt ist nach wie vor unbeachtet geblieben. Aus der internationalen Forschung ist bekannt, dass gute Beziehungen zu ihren Lehrern und Erziehern für Kinder entwicklungs- und lernförderlich sind. Kinder brauchen Anerkennung wie Sauerstoff zum Leben. Verletzungen und Anerkennungsmängel schaden Kindern sowohl in ihrem emotionalen und sozialen Wachstum als auch in ihren Lernmöglichkeiten.
Der Vortrag "Grundlagen und Merkmale angewandter Ethik - mit Blick auf Kindeswohl und pädagogische Beziehungen" untermauerte die Gespräche. Die vor einem Jahr neu an die Universität Potsdam berufenen Professorin für Philosophie/Angewandte Ethik, Prof. Dr. Felicitas Krämer stellte in ihrem Vortrag fest, dass sich zwar zahlreiche angewandte Ethiken finden lassen, zum Beispiel Medizinethik, Wirtschaftsethik, Wissenschaftsethik und viele andere. Eine pädagogische Ethik gehört bisher nicht dazu. Sie wird aber dringend gebraucht.
Zum Abschluss der Reckahner Konferenz wurden Ansätze zur ethischen Verbesserung pädagogischer Beziehungen im Sinne der Kinderrechte formuliert. Die Vorschläge sollen sich an verschiedene Zielgruppen richten: an Lehrer und Erzieherinnen in allen pädagogischen Praxisfeldern, an Schul- und Einrichtungsleitungen, sowie an Verantwortliche in Aufsicht und Verwaltung. Auch die Bildungspolitik soll aufgefordert werden durch Erlasse und Verordnungen zur Verbesserung pädagogischer Beziehungen beizutragen. In der Forschung sollen Untersuchungen zur Analyse und Verbesserung pädagogischer Beziehungen initiiert werden. In den kommenden Monaten sollen „Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen“ bundesweit und in europäischen Nachbarländern zur Diskussion gestellt werden.
Die Konferenz wurde an der Rochow-Akademie ausgerichtet von Prof. Dr. Annedore Prengel/Universität Potsdam, Sandra Reitz/Deutsches Institut für Menschenrechte Berlin, Friederike Heinzel/Universität Kassel und Ursula Winklhofer, M.A./Deutsches Jugendinstitut München sowie von Frau Dr. Helga Breuninger, die mit ihrer Stiftung die Veranstaltung großzügig unterstützte.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. Silke Siebrecht-Grabig (Leiterin der Reckahner Museen), Tel.: 033835-60672.
Foto: Reckahner Museen
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