Schepperverein Rietz
ältester noch existierender Schifferverein im Land Brandenburg
(präsentiert vom Vorstand des Vereins unter Hinzuziehung von Überlieferungen und Angaben von Herrn H. J. Geißler und A. Jäkel).
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Schepperverein Rietz – gegründet 1780, im Zeitraum der Bildung von Schiffergilden im Havelland; so auch an den Emstergewässern rund um das Kloster Lehnin.
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Um 1800 lebten in den Orten folgende Anzahl von Schiffern: Lehnin – 38; Rietz – 16; Nahmitz – 14; Prützke und Netzen je 1.
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Sie alle gingen im Sommer der Arbeit als Steineschiffer nach. Im Winter wurden in den Seen Eis für die Brauereien und Kühlhäuser gebrochen, sie flochten Körbe, rodeten Stubben oder stellten Holzrechen her.
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Der Verein führt noch heute als Symbol ein Kahnmodell, getragen von Widmungsbändern, den sogenannten „Kaffeekahn“, der als Original etwa 25-30 m Länge und 3-4 m Breite hatte.
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Diese Kähne befuhren von Lehnin aus, beladen mit frisch gebrannten Ziegeln und auch Bauholz von den umliegenden Ziegeleien und Sägewerken, den Emsterkanal – über den Kloster-, Netzener- und Rietzer See, zur Havel bis hin nach Berlin und weiter, um ihre Fracht zu verkaufen.
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Diese beschwerliche tagelange, oft wochenlange Fahrt erfolgte per Segel, wenn der Wind es erlaubte, oder es musste mühsam getreidelt werden.
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Auf dem Kahn befand sich eine kleine Kajüte, davor wurden am offenen Feuer die kargen Mahlzeiten von den Schiffern bereitet, die Frauen mit den Kindern blieben ja zu Hause.
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Der Schepperverein, vereint in der Gilde, hatte damals neben seiner Haupttätigkeit auch die Führung einer Sterbehilfskasse übernommen, die bis heute im Sterbefall von Mitgliedern die Bestattung kostenfrei übernimmt und den Angehörigen eine finanzielle Hilfe gewährleistet.
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Die Widmungsbänder werden von den Mitgliedern gespendet – früher waren es die Schiffstöchter, die das Band mit ihren Initialen und der Jahreszahl bestickten und somit das Recht erwarben, erstmals bei dem immer im Januar stattfindenden Fest, dem Schepperball, teilzunehmen und so vielleicht den künftigen Mann kennen lernten.
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1959 musste man einen Weg finden, um als alter Verein im Sozialismus zu überleben und die alten Traditionen zu bewahren. Es bot sich die Möglichkeit unter dem Deckmantel der Nationalen Front diese Tradition unter Beerdigungsvereinigung Rietz weiter zu führen.
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1996 musste sich der Verein als Schepperverein Rietz e.V. neu gründen; er hat heute insgesamt ca. 200 Mitglieder.
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Diese finden sich am Anfang jeden neuen Jahres zum Schepperfest zusammen, um gemeinsam zu beraten, aber auch zu feiern.
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Zur Tradition gehört auch die Einbeziehung unserer Senioren, aber auch der Jugendlichen und Kinder, um diese frühzeitig mit dem Ziel der späteren Integration in den Verein vertraut zu machen und sie für die Weiterführung dieser schönen alten Tradition, auf die wir stolz sein können, zu begeistern.
gez. Bernd Gorgas
Vors. Schepperverein Rietz e.V.
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