Aus der historischen Vergangenheit von Kloster Lehnin
Bergung des 100-jährigen Uhrwerks aus der Klosterkirche Lehnin
Es ist soweit, ein weiterer Höhepunkt in unserer Gemeinde kündigt sich an. Nicht in diesem, aber im nächsten Jahr ist es soweit. Die Uhr, die auf unserem Kirchturm im St. Marien Kloster ihr Tagwerk verrichtet, wird im nächsten Jahr 100 Jahre alt. Es war im Jahr 1912, als der alte Reiter (Kirchturm) auf unserer Klosterkirche restauriert wurde. Im Zuge des Umbaus wurde auch die alte Uhr gegen eine neue ersetzt. Der ortsansässige Uhrmachermeister Carl Kümmel war es, der die neue Uhr mit seinem Gesellen W. Kassner montierte. Die Namen der Beiden stehen noch heute gut lesbar auf dem Gestell, welches die Uhr trägt. Viele Jahre funktionierte die Uhr, die einmal wöchentlich aufgezogen werden musste, sorgenfrei. 33 Jahre später wäre beinahe das Aus für das Laufwerk gekommen. Die Russen, die damals im April 1945 das Kloster besetzten, hatten nichts Besseres zu tun, als mit einem Hammer das Uhrwerk zu traktieren. Warum auch immer. Nicht alle Taten der Besetzer waren nachvollziehbar. Egal, was der Grund war, Dietrich Kümmel, der Sohn von Carl Kümmel, der damals dabei war, wusste auch keine Erklärung für diese Tat. Zu Schaden kam das Laufwerk wohl nicht, denn sie tickte noch weitere 50 Jahre vor sich hin und zeigte den Lehninern immer die genaue Zeit an. Nach der politischen Wende installierte die Kirche ein elektrisches Laufwerk. Das alte Laufwerk von Kümmel wurde nicht demontiert und im Turm belassen. So geriet es wohl in Vergessenheit, aber nicht für D. Kümmel. Bei einem Besuch meinerseits erzählte mir Kümmel von dem vergessenen Laufwerk, das im nächsten Jahr seinen
100-sten Geburtstag feiert. Aber was soll damit geschehen? Es zu bergen ist die eine Seite, aber wie präsentieren? Da kam uns die Idee, das Laufwerk funktionstüchtig zu machen und im Klostermuseum auszustellen. Herr Beyer vom Museum nahm die Idee auf und holte alle Genehmigungen, die nötig waren, ein. Jetzt lag es an uns, das Laufwerk vom Turm zu holen. Frank Niewar, Henry Prill, Reiner Herzog, Artur Engelke und ich waren die tapferen Recken, die das schwere Laufwerk bei brütender Hitze vom Turm bargen. Außerdem waren natürlich Dietrich Kümmel als Uhrmacher und Berater, Werner Preuß als Stiftstechniker und Schlüsselverantwortlicher und Ramona Lindenberg als Fotografin, mit von der Partie. Die Aktion war ein voller Erfolg. Wir haben die Uhr fast unbeschadet vom Turm geborgen. In den nächsten Wochen wird das Laufwerk von uns gereinigt und sorgfältig unter Anleitung von D. Kümmel wieder montiert
So wird die Uhr im nächsten Jahr pünktlich zum 100-sten Geburtstag frisch restauriert allen Besuchern zeigen, was deutsche Wertarbeit ist.
Peter Werner
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